Selbstgemachter Schönheitsstress

Während der Recherche für einen Artikel über Intim-OPs bei Frauen habe ich mich letztes Jahr beim Portal gofeminin.de angemeldet. Seitdem bekomme ich Newsletter mit lustigen Infos und Umfragen zu typischen Frauen-Themen: Lifestyle, Liebe, Männer, Mutterschaft. So weit, so schön. Wäre da nicht diese Hitliste der „12 Dinge, die Frauen im Gegensatz zu Männern meistern müssen“.

Meistern: Etwas, was Schwierigkeiten bereitet, bewältigen. So sagt es der Duden. Will heißen: 12 Dinge bereiten uns Frauen angeblich Schwierigkeiten und wir „meistern“ sie, allen Widrigkeiten zum Trotz. Das Ergebnis dieses ständigen Kampfes: Wir sind schlanke Mütter ohne Brusthaar mit schneeweißem Lächeln und täuschend echtem Urlaubsteint. Ganzjährig, versteht sich. Dank Selbstbräuner, der „stinkt, klebt und nervt“. Ich überlege, ob ich eigentlich auch eine normale Frau bin, winterblass und ohne abgeschmirgelte Zähne. Den Grund dafür erklärt Punkt 8 der Liste: „Wir stehen unter dem permanenten Druck, schön, schlank und ungemein attraktiv zu sein. Was wäre es schön, wenn endlich jede Frau (und jeder Mann) so glücklich sein dürfte, wie sie bzw. er ist.“ Genau! Doch wie, gofeminin.de, soll das gehen, wenn Punkt 1 bis 7 mich glauben machen wollen, es sei normal, sich jeden Tag die Pfirsichhaut nach Haarstoppeln abzusuchen und die Augenbrauen mit einem Faden zu malträtieren? Zugegeben, „meistern“ würde ich das nicht wollen. Zeitverschwendung. Lieber sollten wir uns auf die Probleme konzentrieren, die es für Frauen noch zu bewältigen gibt, siehe Punkt 12: „Wir verdienen für die gleiche Arbeit noch immer nicht gleich viel Geld.“ Um das zu ändern, brauchen wir Selbstbewusstsein und Verhandlungsgeschick. Uns zu sagen, was wir tun müssen, um überhaupt optisch vorzeigbar zu sein, trägt dazu nicht unbedingt bei. Ja, wir haben Angst im Dunkeln (Punkt 7). Verstecken müssen wir uns dort noch lange nicht.

 

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